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Dienstag, 10. Dezember 2013

Berlin...der Raubtierkäfig, die Stadt ohne Herz

Berlin ist einfach klasse für junge Leute, so sagt man. Die Stadt sprüht vor Multi-Kulti, Liberalität und Vielfalt. Auch die günstigen Lebenshaltungskosten, angeführt von den für viele leistbaren Mieten, machen die Millionenmetropole mit ihren 3.5 Millionen Menschen attraktiv.

Doch all das ist nur die Sonnenseite. Die andere Seite wird von den Berlinern gerne unter den Tisch fallen gelassen:
Berlin, so wie ich es jedes Mal aufs Neue kennenlerne, ist auch eine Stadt, die einem Raubtierkäfig gleicht voller Glücksritter wie einst im Wilden Westen. Mit dem Raubtierkäfig von innen macht man Bekanntschaft über den rauen Umgang ihrer Bewohner miteinaner und die vielen Borderline-Charaktere auf den Straßen, für die ihre Emotionen gewaltsam eruptiv schießen zu lassen das Normalste auf der Welt zu sein scheint. Für Arme deshalb, weil diese City chronisch pleite ist und nur durch milde Gaben (oder auch Finanzausgleich genannt) aus dem reichen Süden Deutschlands künstlich am Leben gehalten wird. 

Diese Kapitale macht aus ihrer blanken Not eine Tugend und verkauft den Umstand ihrer Zahlungsunfähigkeit allen selbstbewusst als Qualität über ihren legendären Wahlspruch ihres Bürgermeisters: Berlin ist wahrlich arm aber sexy...jedenfalls wenn man ihr heruntergekommenes Flair, an dem besonders noch heruntergekommenere Künstler Gefallen finden, sexy findet. Armut war noch nie sexy. Es ist eher die in dieser Stadt omnipresent spürbare Aura der Verzweiflung der vielen Überlebens-Künstler, die einst und ständig nach Berlin ström(t)en um ihr Glück zu finden doch zumeist  ihre Hoffnungen in Berlins karger Erde begraben müssen/mussten. Fakt ist, dass in Berlin ein klaffendes Ungleichgewicht zwischen der verschwindend kleinen Gruppe der 'have' und den schier endlosen Massen der 'not-have', die zumeist in der Kreativbranche tätig sind. Anders ausgedrückt gibt es in Berlin zu viele Künstler und Kreative auf nur wenige potentielle finanzkräftige Käufer.

Vielleicht ist es die Anziehung aller Wehrdienstflüchtlinge, Gesetzlosen und Aussteiger aus den übrigen Regionen Deutschlands oder der Umstand, dass Ost-Berlin fast ein halbes Jahrhundert kommunistisch geprägt wurde und West-Berlin vom atheistischen Kommunismus der DDR eingekesselt war oder auch die Tatsache, dass Berlin die Hauptstadt der Verkörperung des Bösen (Drittes Reich) war, was in dieser speziellen Melange Berlinern seither gemeinhin Höflichkeit als Spießigkeit und Rücksichtnahme als Zeitverschwendung erscheinen lässt.

Diese Faktoren machen Berlin aus meiner Sicht zu einer Stadt ohne Herz, oder anders gesagt, zu einer Stadt, in der progressiv um jeden Preis alles erlaubt ist, Individualismus zum gnadenlosen Egoismus übersteigert wird und rücksichtslose Jugendkultur zur einzigen Kultur erkoren wird, worin der Stärkere den Schwächeren frisst und sich ihre Bewohner mit einem herzlosen Umgang miteinander arrangiert haben, deren höchstes Gut die individuelle Freiheit der Marke 'die Sau rauszulassen' zu sein scheint. An diesem Grundtenor des Asozialen, der Rauheit, Grobheit und Brutalität Berlins bzw. der sozialen Inkompetenz im Land des Mutterwitzes können auch die zumeist einem Moralkodex verpflichteten Deutschtürken der Stadt oder linke Kommunen, zu denen man nur als vegane Frau wirklich zugelassen und ansonsten nur herablassend geduldet wird, nicht viel ändern oder gar ausgleichen.

Ergo, wenn Sie nach Berlin kommen, ziehen Sie sich warm an, denn nicht nur der Berliner Winter ist brutal...

Dr. Dr. Immanuel Fruhmann
Philosoph und systemischer Analyst